Der kommende Herr

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Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. Sacharja 9,9

Der erste Advent ist eine Einladung zur Freude. Und die erreicht uns über alle Sinne, über Augen, Ohren und Nase. Zum Advent gehören das Tannengrün und das Kerzenlicht in dunkler Nacht. Zum Advent gehört der würzige Duft einer Räucherkerze oder der Geruch von Zimt und Kardamom in Keksen und Punsch. Für mich gibt es im Advent einen besonderen Ohrenschmaus, der alles andere in den Schatten stellt.

Eine kleine Zeile nur:

Freue dich sehr, du Tochter Zion, jauchze, du Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.

Dieser Vers hat sich tief in meine Seele eingeprägt. Manchmal singe ich ihn sogar mitten im Jahr vor mich hin. Wenn ich dann entdecke, was ich da gerade singe, muss ich lächeln. Schau an, mitten im Sommer klingt’s in deinem Kopf nach Advent. Es macht mich weit und erwartungsvoll. Es lässt mich innerlich beben, ähnlich dem Vibrieren, das meinen Körper ergreift, wenn etwas sehr Schönes unmittelbar bevorsteht. Für mich fängt der Advent erst richtig an, wenn ich das singen darf. Auf dem Tisch der Adventskranz steht. Die erste Kerze brennt und an der Wand ein Adventkalender voller guter Gedanken für jeden Tag hängt. Und dies wird uns auch im heurigen Advent trotz Corona-Krise begleiten und ein Leitstern sein auf den Weg zum Weihnachtsfest.

Freue dich sehr, du Tochter Zion, jauchze, du Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.

Nichts bringt mich so in Stimmung wie diese Worte Sie packen mich, sie erfüllen mich. Es ist, wie wenn die Freude anspringt, endlich – so wie bei einem Motor, der so gar nicht in die Gänge kommen wollte. Aber plötzlich verstummt das Stottern und der Motor schnurrt. Die Freude ist da, grad in dem Moment, wo ich das singe – ob sie mich dann alle Tage durch den Advent begleitet? Wohl kaum. Aber tief in mir drin spüre ich es, dass sie trotzdem da ist, diese Freude. Dass sie da ist und da bleiben will.

Lied EG 13.1-3

Tochter Zion freue dich …

Wochenpsalm 25 A mit Leitvers


Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer. Halleluja.

Zu dir, Herr, erheb ich mein Herz,
mein Gott, auf dich vertraue ich.

Lass mich niemals zuschanden werden
und meine Feinde niemals frohlocken.

Denn keiner, der auf dich harrt, wird zuschanden,
zuschanden werden, die treulos sind ohne Grund.

Herr, zeige mir deine Wege
und lehre mich deine Steige!

Leite mich in deiner Treue,
denn du bist der Gott meines Heiles,
auf dich hoffe ich Tag für Tag.

Denke an dein Erbarmen, Herr,
an deine Taten deiner Huld:
sie sind von Ewigkeit her.

Denk nicht an die Sünden meiner Jugend
Denk an mich nach deiner Gnade,
denn du, Herr, bist gütig!

Der Herr ist gütig und gerecht;
darum weist er Sündern den Weg.
Die Demütigen leitet er nach dem Recht
Und lehrt die Gebeugten seinen Weg.

Alle Wege des Herrn sind Gnade und Treue,
denen, die seinen Bund und seine Gebote halten.


Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer. Halleluja.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist

Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen

Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer. Halleluja.

 Kollektengebet

L: Gnädiger, barmherziger Gott, viele von uns sehen dem Weihnachtsfest mit Freude entgegen. Andere können den Blick kaum heben, weil sie Angst haben um ihre Gesundheit, weil sie unter großem Druck stehen, weil Ärger ihnen das Leben schwer macht. Breite deinen guten Geist aus in unserer Mitte und lehre uns, Belastung und Freude miteinander zu teilen. Richte unseren Blick auf den kommenden Christus, unseren Erlöser. Tröste uns wieder. Darum bitten wir dich durch deinen geliebten Sohn Jesus Christus unserem Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Lesung aus dem Alten Testament im Buch des Propheten Sacharja im 9. Kapitel:

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.

 

Wochenlied EG 11.1-3

Wie soll ich dich empfangen …

 

Jesus wurde einst mit großem Jubel begrüßt, als er auf einen Esel in Jerusalem einzog. Die Menschen winkten mit Palmzweigen und legten Kleider auf die Straße – wie für einen König. „Macht die Tore weit!“ heißt es auch im Advent. Es ist die Zeit der inneren Vorbereitung auf diesen besonderen König: mächtig, aber nicht zu fürchten, ein Herrscher, der Recht und Frieden bringt. Er sucht Einlass in mir, in uns. Wer auf ihn wartet, hofft auf Frieden und eine gerechtere Welt. Ihn zu begrüßen heißt, die Herzen weit aufzumachen für Gott und die Menschen neben mir.

Halleluja.

Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.

Halleluja.

Evangelium bei Lukas im 21. Kapitel:

Jesus sprach zu seinen Jüngern:
Es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht.Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.

Gedanken

Advent, das ist die Zeit, die uns helfen soll, wieder aufmerksam zu werden auf unser Leben und auf Gott in unserem Leben.

Wer mit ihm rechnet, mit seinem Kommen in unsere Welt, so wie sie ist, in unsere Welt der zerschlagenen Hoffnung, der geplatzten Lebensträume, der Sinnkrisen, Krankheit oder drohenden Arbeitslosigkeit, wer in diese und ähnliche Situation mit dem Kommen Gottes rechnet und Hoffnung und Heil von ihm erwartet, der braucht sich nicht zu ducken. Der muss nicht niedergedrückt sein und braucht sich nicht zu fürchten. Advent fordert auf, Mut zu haben und Hoffnung, auch, wenn alles drunter und drüber geht. Das kleine Kind in der Krippe, dessen Geburt wir in knapp vier Wochen feiern, hat für uns gelitten und ist am Kreuz gestorben, um uns in den Niederungen des Lebens und darüber hinaus ganz nahe zu sein.Und gibt weiter von der unendlichen Liebe Gottes,die uns hält und birgt.

Deshalb: Betet und wacht!
Deshalb: Seht auf und erhebt eure Häupter!
Deshalb: Glaubt und vertraut!

Bei ihm ist Zukunft und Hoffnung.
Bei ihm ist Segen und Heil.
Bei ihm ist Erlösung in Fülle.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

L: Rühmen und preisen wir Gott mit dem Lob unserer Lippen und bekennen wir unseren Glauben:

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitz zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. 

Amen.

Fürbittengebet

In Frieden lasst uns beten:

Gott, wir machen alles bereit für das Fest deines Kommens. Wir möchten es schön haben mit unseren Familien und mit unseren Freunden und wollen einander Freude machen. Kein Schatten soll unsere Stimmung verdunkeln, die innere Leere sich nicht ausbreiten, sondern leicht soll das Herz sein, das wünschen wir uns und deshalb stimmen wir ein in die Bitte: Gott, tröste uns wieder und lass uns leuchten dein Angesicht, so genesen wir.

Wir wünschten, die ganze Welt wäre vorbereitet auf das Fest deines Kommens, Streit und Gewalt nähmen endlich ein Ende, alle Tränen könnten trocknen, und die Wunden würden geheilt. Mit der ganzen Schöpfung erwarten wir unsere Erlösung und deshalb stimmen wir ein in die Bitte: Gott, tröste uns wieder und lass uns leuchten dein Angesicht, so genesen wir.

Wir wünschten, die ganze Welt wäre vorbereitet auf das Fest deines Kommens, lass auch uns vorbereitet sein und stärke deine Kirche und alle, die ihr Leben auf das Evangelium ausgerichtet haben, die nach Gerechtigkeit und Frieden suchen:  bewahre sie vor Resignation und lass sie Kraft findenin der Gemeinschaft durch Wort und Sakrament und durch deinen Heiligen Geist, denn: “Wie im Frühling die Bäume lange nicht so stark erscheinen wie im Winter, wenn sie von eisiger Kälte erstarrt sind … so ist es auch mit der Kirche: mögen Bedrängnisse auch den Anschein haben, als könnten sie sie aufweichen, nichts kann ihrer Kraft Widerstand leisten.“Und deshalb stimmen wir ein in die Bitte: Gott, tröste uns wieder und lass uns leuchten dein Angesicht, so genesen wir.

Wir wünschten, die ganze Welt wäre vorbereitet auf das Fest deines Kommens, Doch wir sind Gefangen in den vielen Anforderungen des Alltags, bemüht um Liebe und Anerkennung, aber auch getrieben von Sorge, doch zu verlieren, was uns wichtig ist: so leben wir oft in kräftezehrender Anspannung, und der Blick reicht kaum noch über die kleine eigene Welt hinaus.Gott, ruf uns aus der ständigen Mühe, uns und anderen unseren Wert zu beweisen! Nimm uns die Angst, abzustürzen ins Nichts. Belebe unser Vertrauen zu dir. Weite unser Herz in Erwartung des kommenden Christus, der ohne Bedingung: Ja zu uns sagt.

Stille für das persönliche Gebetsanliegen

Vater unser

Wir heißen Gottes Kinder;
wir sind Gottes Kinder;
in diesem Vertrauen beten wir:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe

wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Sendungslied EG 1.1-3

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …

Sendungswort

Möge die Zeit des Advents unter Gottes Segen stehen.
Mögen diese Wochen in Gelassenheit und Ruhe vergehen
als eine Zeit der Vorbereitung auf Jesu Geburt
und die frohe Botschaft von Weihnachten.
Möge Gott jeden Morgen aufs Neue
Hoffnung und Vertrauen schenken
und alle Sorgen und Ängste mildern.
Möge jeder Tag durch besondere Begegnungen
aufgehellt und bereichert werden.
Möge das Staunen über die alltäglichen Wunder
die langen Nachmittage verkürzen.
Mögen bis zum Abend alle Verletzungen geheilt
und alles Zerbrochene gekittet sein.
Möge das Licht Gottes in der Dunkelheit
der rauen Winternächte aufstrahlen.
Mögen Entschlossenheit, Phantasie und Mut wachsen
und zu einem Fest der Freude und des Friedens beitragen.
Möge die Zeit des Advents von Gott begleitet sein
und in das weihnachtliche Ziel führen.


Es segne und behüte uns Gott,
der Allmächtige und Barmherzige,
+ Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen

Quellen: velkd.de, evangelische-liturgie.de, reformiert-info.de – Gebete, Gebete für Gottesdienste – Evangelisch-reformierte Kirche, evangelisch.de, Evangelisches Tagzeitenbuch“) Segen. (aus „Auszeit für die Seele 2015

 

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