5. Sonntag der Passionszeit – Das Lamm Gottes  

Schaffe mir Recht, Gott!    Psalm 43, 1


Wochenspruch

Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene und gebe sein Leben
als Lösegeld für viele. (Matthäus 20, 28)

Kernaussage: Durch seinen Leidensweg dient Jesus Christus den Menschen, indem er ihnen den Weg zu Gott neu eröffnet:
In diesem Zusammenhang stehen die Texte des Sonntags.
Sie erzählen von Hingabe des Liebsten,
Hingabe des Lebens an Gott und die Menschen.

Vorspruch

Laßt uns Gott, dem Vater, Lob und Dank sagen.
Laßt uns ihn bitten:
Er gewähre an diesem Tage uns Frieden und Freude
durch die Kraft der Auferstehung des Herrn,
daß wir uns freuen der Tat des Erlösers
vom ersten Morgenlied bis zur Ruhe der Nacht

Lied EG 165.1-2+8       Gott ist gegenwärtig …

Wochenpsalm 43 mit Leitvers

Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene und gebe sein Leben
zu einer Erlösung für viele.

Gott, Schaffe mir Recht,
und führe meine Sache wider das treulose Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!

Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich drängt?

Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg
und zu deiner Wohnung,

dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene und gebe sein Leben
zu einer Erlösung für viele.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen

Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene und gebe sein Leben
zu einer Erlösung für viele.

Gebet

Der Alltag hat sich verändert, guter Gott.
Nichts ist mehr so normal.
Langsam macht sich bei trotz aller Ungewissheit und Sorgen
in mir eine Ruhe breit.
Ich entdecke die Langsamkeit.
Ich muss nichts mehr.
Ich kann mich auf mich beschränken,
mein direktes Umfeld.
Das ist neu, auch das ist anders.
Laß mich trotz allem Freude und Heiterkeit finden, gute Gott. Entschleunige mich.
Amen.

Lesung aus dem Alten Testament

im 1. Buch Mose im 22. Kapitel

Gott versuchte Abraham und sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich.
Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.
Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte.
Am dritten Tage hob Abraham seine Augen auf und sah die Stätte von ferne.
Und Abraham sprach zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.
Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in seine Hand; und gingen die beiden miteinander.
Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach:
Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer?
Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden miteinander.
Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz
und reckte seine Hand aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachtete.
Da rief ihn der Engel des Herrn vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.
Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich im Gestrüpp mit seinen Hörnern hängen und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes statt.
Und Abraham nannte die Stätte »Der Herr sieht«. Daher man noch heute sagt: Auf dem Berge, da der Herr sich sehen lässt.
Und der Engel des Herrn rief Abraham abermals vom Himmel her und sprach:
Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr:
Weil du solches getan hast und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont, will ich dich segnen und deine Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen; und durch deine Nachkommen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.

Epistel im 2. Brief an die Hebräer im 5. Kapitel

Und Christus hat in diesen Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen vor den gebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte; und er ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.So hat er, obwohl er der Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. Und da er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber der ewigen Seligkeit geworden,

Wochenlied EG 76.1-2     O Mensch, bewein dein Sünde groß …

Evangelium bei Markus im 10. Kapitel

Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, gingen zu Jesus und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden.
Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue?
Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.
Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?
Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde;zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.
Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.
Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.
Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein;
und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.
Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Herr, laß unsere Füße sichere Tritte tun,
dein Wort geleite uns auf all unsern Wegen.

Betrachtung

Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. (Psalm 43, 5)

Liebe Schwestern und Brüder,
befremdlich keine Glocken rufen mich zum Gottesdienst. Es ist still. Seltsam und ungewohnt es ist Sonntag und die christliche Gemeinde kann sich nicht um den Tisch des Herrn versammeln. Sie kann nicht gemeinsam Gottes Wort hören und das Heilige Abendmahl feiern. Was wir derzeit erleben, war noch nie da. Niemand kann sich erinnern, dass die Straßen so leer waren, wir uns nicht mehr außer Haus begeben und Kontakte pflegen dürfen, die meisten Geschäfte geschlossen sind und alle Veranstaltungen ausfallen.

Wer hätte dies je gedacht. Wir haben uns in Österreich an den Frieden gewöhnt,
an den Wohlstand,
an die Freiheit,
an die Versorgung,
an die Sicherheit.

Und jetzt hat eine winzig kleine unsichtbare Wirklichkeit, ein Virus, die Einstellung, dass alles immer so weitergeht, nur noch besser und schneller wird, unterbrochen. Die Menschen müssen sich, mindestens für einige Wochen an einen neuen Lebensstil gewöhnen: möglichst wenig soziale Kontakte haben, zu Hause bleiben, die Enge der Wohnungen und der familiären Beziehungsräume aushalten und von zu Hause arbeiten, sofern dies geht.

Das wird ein wichtiger Lernprozess sein, der nicht ohne Spuren an uns vorübergehen wird: nicht alles, aber vieles wird nachher nicht mehr so sein, wie vor dem Corona Virus.Diese Zeit hat aber auch eine religiös – spirituelle Chance und Herausforderung. Die Chance ist, dass wir plötzlich leere Terminkalender haben. D.h. nicht, dass wir nichts zu tun haben, aber dass sich Arbeit und Kommunikation auf einer anderen Ebene abspielen und dass man Dinge erledigen kann,
die man immer vor sich hergeschoben hat. Das hat auch etwas Entlastendes. Alles ist entschleunigt, es scheint als würden die Zeiger der Uhren sich langsamer zu drehen.

Aber, liebe Schwestern und Brüder, sie drehen sich,
die Zeit geht weiter,
Leben geht weiter …
Neben allen trostlosen und traurigen Nachrichten, dass viele Menschen durch das Corona-Virus sterben, hören wir von jungen Familien deren Kinder gesund und munter zur Welt kommen. Was für eine Freude! Leben – neues Leben läßt sich nicht aufhalten!

Was betrübst du dich, meine Seele und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Jedes Neugeborene ist ein Hoffnungszeichen hineingegeben in unsere Welt, als Zeichen dafür, dass Gottes Heilsplan für seine Schöpfung weitergeht. So wie zwischen Mutter und Kind eine zutiefst enge Bindung ist, so dürfen auch wir uns Gottes Zuneigung zu uns vorstellen. Da passt kein Blatt dazwischen. So wie eine Mutter ihr Kind liebevoll umarmt und schützt, so dürfen auch wir uns gerade jetzt von Gott behütet und bewahrt wissen. Gott will uns tragen und halten durch diese Zeit hindurch. Da dürfen wir jetzt schon einen Lichtstrahl am Horizont erblicken, wie an einem Türspalt, wo ein kleiner Lichtstrahl uns schon eine Ahnung von dem großen Licht gibt, das hinter der Tür auf uns wartet. „Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehen“ – schon im Hier und Heute.

Und der Friede Gottes, der tröstender ist,
als es menschliche Worte je vermögen,
bewahre unsere Sinne und Herzen
in Jesus Christus dem Gekreuzigtem
und Auferstandenem Herrn. Amen.

Lied EG 97      „Holz auf Jesu Schulter …“

Stille

Dietrich Bonhoeffer lebte in einer schweren Zeit und wusste nicht, wie es weitergehen würde. Auch wir wissen nicht, wie es weitergeht. Mit seinen Worten, die auf uns überkommen sind, bekennen wir unseren Glauben

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben
will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind,
und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Schicksal ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Amen

Fürbittengebet

Gott, himmlischer Vater, grenzenlos ist deine Liebe.
Bedrückend ist unsere Angst.
Zu dir rufen wir:

Gütiger Gott, sieh gnädig auf deine Geschöpfe!

Italien, Land der Sehnsucht so vieler von uns,
nun voller Orte des Schreckens.
So viele Tote, so viel Trauer hinter verschlossenen Türen,
die Helfenden am Ende ihrer Kraft.
Und trotzdem so viel Tapferkeit,
so viel gelebte Solidarität!

Wir bitten dich:
Mach dem Schrecken doch ein Ende!
Lass die Menschen aufatmen können!
Verändere uns alle in dieser Krise,
dass wir mitfühlender werden über alle Grenzen hinaus,
bereit zu helfen, wo wir können,
auch wenn uns das etwas kostet.

Stärke den Zusammenhalt unter den Völkern,
und lass aus der weltweiten Katastrophe
die Einsicht wachsen,
wie sehr wir einander brauchen,
wie gut es ist, Wissen und Mittel miteinander zu teilen,
und wie kostbar Menschlichkeit ist.
Deine grenzenlos Liebe, Gott wir brauchen sie.
Zu dir rufen wir:

Gütiger Gott, sieh gnädig auf deine Geschöpfe!

Dankbar sind wir für alle Menschen,
die uns Mut machen,
und wir bringen unseren Dank für sie vor dich.
Mitten hinein in unsere Angst schenkst du uns das Leben.
Du schenkst uns Inspiration, Freundlichkeit und Mut.
Du schenkst uns Musik,
18.00 Uhr singen aus dem geöffneten Fenster hinaus
Du schenkst uns Gemeinschaft
20.00 Uhr am Fenster zur Straße ein Kerzenlicht
als Zeichen der Hoffnung
Du schenkst uns die Fürsorge
unserer Familien, Freunde und Nachbarn.
Du schenkst Wissenschaftlern und Laboranten ihr Wissen einzusetzen, um das Virus zu bekämpfen:
Lass ihre Erkenntnisse allen Menschen zugutekommen,
und gib denen, die jetzt entscheiden müssen,
wie es weitergeht,
Weisheit, Mut und einen Blick für die,
deren Leben sich dadurch ändert.
Deine grenzenlos Liebe, Gott wir brauchen sie.
Zu dir rufen wir:

Gütiger Gott, sieh gnädig auf deine Geschöpfe!

Halte deine Hand schützend über alle Erkrankten
und bewahre denen, die sie behandeln und die sie pflegen
ihre Kraft und Menschlichkeit.
Wir denken an die, die in Quarantäne warten,
was auf sie zukommt:
Lass sie den Beistand erhalten, den sie brauchen.
Wir denken an die von häuslicher Gewalt Bedrohten,
das sie Wege zu Hilfe und Unterstützung rechtzeitig in Anspruch nehmen können.
Stärke, Gott, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft,
weite unseren Blick für die, die uns gerade jetzt brauchen,
und lass uns über die Sorge um das eigene Leben
nicht die vergessen,
die schlimmer dran sind,
die keine Hilfe erfahren,
die an den Grenzen Europas um ihr Überleben kämpfen.
Bring uns in dieser Krise zur Einsicht
für das, was im Leben wirklich zählt,
und weck in uns Kräfte zum Guten.
Deine grenzenlos Liebe, Gott wir brauchen sie.
Zu dir rufen wir:

Gütiger Gott, sieh gnädig auf deine Geschöpfe!

Stille für das persönliche Gebetsanliegen

Vater unser
Wir heißen Gottes Kinder;
wir sind Gottes Kinder;
in diesem Vertrauen beten wir:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Sendungslied EG 321.2
Der ewigreiche Gott / woll uns bei unserem Leben /
ein immer fröhlich Herz / und edlen Frieden geben /
und uns in seiner Gnad / erhalten fort und fort /
und uns aus aller Not / erlösen hier und dort.

Sendungswort

Möge Gott dich segnen und behüten.
Möge ER dir Rat und Schutz in allen Ängsten schaffen.
Möge ER dich ausstatten mit Zuversicht und Kraft für das,
was Not lindert.

Segen.

Es segne und behüte uns Gott,
der Allmächtige und Barmherzige,
+ Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.

Quellen: velkd.de, evangelische-liturgie.de, reformiert-info.de – Gebete,
Gebete für Gottesdienste – Evangelisch-reformierte Kirche, evangelisch.de
Evangelisches Tagzeitenbuch
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